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Albanien

Heute feiern wir unsere hallebalkan_Finissage! Als Gast liesst die albanische Dichterin Gerda Dalipaj aus ihrem neustem Werk, im albanischen Original und erstmals in der deutschen Übersetzung. Gerda hat bisher drei Lyrikbände veröffentlicht, zuletzt das Band „Transivore“ (2012).

In ihrer Dichtung – hier eine Kostprobe – und vor allem in diesem jüngstem Werk geht es um Grenzziehungen und Grenzüberschreitungen. Als Ethnologin beschäftigt sich Gerda mit soziale und kulturelle Umbrüche, vor allem in Albanien aber auch in den anderen Ländern Südosteuropas.

Danach prämieren wir die schönsten, aussagekräftigsten Bilder die zum Wettbewerb eingereicht wurden.

Und danach lassen wir den Abend mit einem Gläschen Wein ausklingen. Ihr seid alle eingeladen!

Auf dem Markt in Arad, Rumänien

Auf dem Markt in Arad, Rumänien

„Jedes Wochenende findet ein offener Markt, genannt „Obor“ im Westen von Arad, Rumänien statt. Auf dem Obor kann man alles kaufen, Kleidung, Schuhe, Fahrräder, Autoreifen, Akkordeons, Spiegel, Bücher, Kosmetik, alles. Eine Mischung aus regionalem Handel, open Air Second Hand Shop und Flohmarkt. Auf meterlangen Wühltischen versuchen die Bewohner Arads am den Samstag- und Sonntagmorgen die besten Sachen zu erstehen.“

Auf dem Markt in Milot, Albanien

Auf dem Markt in Milot, Albanien

Diese kurze Skizze unserer Fotografin bezieht sich auf einen Markt in Rumänien. Sie hatte genauso gut den Sonntagsmarkt im Milot auf der alten Strasse zwischen Tirana und Shkodra beschreiben können. Die Szenen sind zum verwechseln ähnlich. Auch in Albanien wühlen die Menschen durch Haufen an Second Hand-Ware aus Westeuropa oder penibel aufgereihte Markenimitate. Da sind sie wieder, die Wiedererkennungseffekte…

Das Radiointerview zum hallebalkan-Projekt kann man jetzt auf der Radio Corax-Seite hören bzw. runderladen. Die Lieder mussten natürlich rausgeschnitten werden.

Wer Sie hören will:
Dalmacija von Dječaci. Dječaci sind aus Kroatien und sehr schwer einzuordnen. Hip Hop passt wohl am besten. Sozialkritisch sind sie auf jeden Fall.
Xhan moj trendeline von Altin Shira. „Jana mein Bockshornklee.“ Dieses Liebeslied hört man auf jede albanische Hochzeit. Tanzbar.
Everybody in the casa mare von Zdob si Zdub. Eines der vielen Partylieder vom moldawischen Punk Band Zdob si Zdub. Wie so oft auf dem Balkan: die Einflüsse sind so unterschiedlich, die Entwicklungen so verzweigt, dass ein genau Definition fast unmöglich ist.

Eine albanische Hochzeit

Albansiche Hochzeit

Die Folkloregruppe in Mirdita (Grupi i Mirdites) hat eine Standardnummer die regelmässig als Ganzes oder in Teilen aufführt: die „mirditische Hochzeit“ (dasma mirditore), eine stilisierte Hochzeitsfeier in welcher, je nach Aufführung, diverse Elemente der lokalen Tradition aufgeführt werden: Musik, Tanz, Begrüßungsrituale, traditionelee Speisen usw. Im Kern wird die Ankunft der Braut im Hause der Familie ihres neuen Mannes und ihre Übergabe in den Verantwortungsbereich ihrer neuen Familie. Es ist natürlich wesentlich komplizierter…
Was ich an diesem Bild so spannend finde und warum  ich immer darauf zurückkommen ist weniger  die Darstellung der Folklore als der Kameramann. Bei dieser Aufführung (in Dorf Nenshejnt zum Anlass der ersten Mirdita Turistik-Veranstaltung) waren nicht weniger als drei solche Kamaeraleute dabei sowie unzählige Fotografen (Amateure und Profis) und ein fotografierender Ethnologe dabei. Es war unmöglich, ein Bild zu machen, ohne dass ein Konkurrent dazwischen Stand. Ich habe mich damit irgendwann abgefunden und die Fotografen beim fotografieren fotografiert.
Ich sehe das so: Wenn es darum geht, die Gesellschaft und Kultur – egal welche – darzustellen bzw. zu beschreiben, ist diese genauso wichtig wie die Art und Weise der Darstellung und die Intension dahinter. Der Fotograf, der Kameramann und der Berichterstatter sind da nicht wegzudenken.

Zwei Frauen

Zwei Frauen

Dieses Bild ist eines meiner Lieblingsbilder aus meiner Feldforschung. Diese zwei Frauen sassen sehr häufig an dieser Straßenecke vor einem Laden in Rreshen (Albanien), wo ich 2008/2009 auf  Feldforschung war. Eines Tages habe ich gefragt, ob ich ein Foto machen dürfte. Die Tochter der einen Frau (die mit dem Strickzeugs) und gleichzeitig Eigentümerin des Ladens stimmte sofort zu. Es wäre ihr einer Ehre! Sie hat den Rock ihrer Mutter gerichtet und versucht, die Lidl-Tüte darunter zu verstecken. Die Mutter hat dann am Garn gezogen um weiter zu stricken und die Tüte wieder zum Vorschein gebracht. Die Tochter hat sie ermahnt, die Tüte versteckt und ist aus dem Bild verschwunden. Die Mutter hat es offenbar nicht verstanden, am Garn gezogen und die Tüte war wieder zu sehen. Die kurze Szene wiederholte sich mehrmals. Es war ein wunderbares Missverständnis. Wäre es keine Lidl-Tüte gewesen, hätte ich gar nicht gefragt, ob ich ein Foto hätte machen dürfen.